Managementpraxis: Die dritte Führungsebene
Warum wir auf Menschen in dieser Sandwich-Position gut achtgeben müssen
Thomas Römer
4. Februar 2025
Thomas Römer, 4.Februar 2025
Die operative (dritte) Führungsführungsebene ist wesentlich für die Wirksamkeit der Führung in einem Unternehmen. Menschen verlassen Manager. Gute Führungskräfte sind die Lebensversicherung Ihres Unternehmens. Führung kann man lernen, muss man aber auch.
Einleitung
„Wer glaubt, dass Zitronenfalter Zitronen falten, der glaubt auch, dass …“ Sicher kennen Sie dieses Sprichwort und wissen, auf welche despektierliche Weise es weitergeht. Es ist landläufig bekannt, dass Abteilungsleitungen alles andere tun, als nur Abteilungen zu leiten. Sie tun viel mehr als das. Sie organisieren das Tagesgeschäft, während das TOP-Management und ihre F2 Strategien entwickeln und Ziele setzen. Ziele, die sie schließlich zusammen mit ihren Mitarbeitenden in die Tat umsetzen.
Abteilungsleitungen sind zudem Ansprechpartner Nr. 1 für allerlei Fragen und Probleme ihrer Mitarbeitenden und Kunden, manchmal sogar ihr Sprachrohr.
Welche Rollen sie einnehmen und welche Skills und Sichtweisen ihnen nützen, soll hier kurz dargestellt werden.
Der tägliche Wahnsinn im Tagesgeschäft
Wenn von Führungskräften in Sandwich-Positionen die Rede ist, dann übernimmt die sog. „dritte Führungsebene“ eine besondere Rolle. Je nach Branchen, Unternehmensgröße und Organisation heißt sie entweder Abteilungsleitung, Teamleitung, F3 oder je nach Zählweise auch F2, wenn die Geschäftsführung als Leitungsebene und nicht als erste Führungsebene gezählt wird. Der Einfachheit halber wollen wir im Folgenden von der „F3-Ebene“ sprechen.
Die F3-Ebene ist gekennzeichnet von einem hohen Eingebundensein in das operative Tagesgeschäft. In der Bankfiliale beraten sie den einen oder anderen Kunden, als Supermarktleitung sitzen sie auch mal an der Kasse und als Marktfolgeleitung erstellen sie jeden Tag Kreditverträge. Beschwerden landen als erstes bei ihnen, gesetzliche und technische Änderungen auch. Ist die Vertretung für eine Krankheit zu organisieren oder ein Fehlverhalten zu tadeln, sind sie an der Reihe. Häufig müssen F3ler hohe Führungsspannen bewältigen und eigentlich müssten sie laufend an der Effizienz ihrer Mitarbeitenden und Teams arbeiten und Talente entwickeln.
Selbstorganisation, gutes Handwerkszeug und Klarheit über die eigene Rolle sind unverzichtbare Parameter für eine gute aufgestellte F3-Ebene. Andererseits warten am Ende eines Führungsseminars schon wieder hunderte von Emails, dringende Mitarbeiterfragen und Rückrufbitten des Chefs.
Vom Kollegen zum Chef
F3ler sind häufig Meister ihrer Fachdisziplin. Dies verwundert wenig, da sie meist Top-Verkäufer bzw. Spitzen-Sachbearbeiter waren, bevor sie ihre Führungsaufgabe angetreten haben. In der Regel gehört das Übernehmen von Führungsverantwortung dazu, wenn man Karriere machen will. Auch die Möglichkeiten einer höheren Vergütung sind oft nur mit einer Führungsrolle erreichbar.
In der Praxis finden sich relativ oft die Extreme von „Anwalt der Mitarbeitenden“ und „unangemessener Strenge“. Manche versprechen ihren damaligen Kollegen, nach ihrer Beförderung alles besser zu machen und sich für sie einzusetzen. Andere lassen schnell „den Chef raushängen“. Wie so oft bergen die Extreme ihre Risiken. Für die angemessene Souveränität einer erfahrenen Führungskraft fehlt den F3ler aber oft genau das, die Erfahrung.
Wäre es also besser, die erste Nachwuchsführungsstelle in einem anderen Unternehmen bzw. anderen Bereich zu übernehmen? Vermutlich nicht, denn auch da wird man von den neuen Mitarbeitenden als Rookie identifiziert. Die eigenen Unsicherheiten bei den ersten disziplinarischen Maßnahmen sind zudem auch hier die gleichen.
Die Ochsentour der ersten eigenen Führungsrolle scheint unvermeidbar, sie lässt sich aber praktisch unterstützen.
Nicht zu vergessen: Menschen verlassen Manager! Gute Führungskräfte auf der allen Ebenen, auch auf der dritten, sind essenziell für die Effektivität Ihres Unternehmens und vermeiden Reibungsverluste und Kosten.
Hoch qualifiziert
Grade Absolventen von Management- und Business-Programmen haben einen vollen Tornister mit allerlei Wissen und Handwerkszeug. Gleiches gilt für die Inhaber akademischer Abschlüsse, wie Bachelor und Master.
Dabei verfügen aber beileibe nicht alle Nachwuchskräfte über diese theoretischen Grundlagen. Manche werden ins sprichwörtlich kalte Wasser geworfen bzw. springen selbst hinein. Verstehen Sie mich nicht falsch, Selbstbewusstsein ist wunderbar und absolut essenziell für Führungskräfte, aber ich finde, dass Mitarbeitende und Kunden keine Versuchskaninchen sind. Die anvertrauten Menschen haben einen Anspruch auf eine wertschätzende Behandlung und eine fundierte Führung.
Führung kann und muss gelernt werden – schreibt Fredmund Malik in seinem Standardwerk „Führen Leisten Leben“. Das möchte ich unterstreichen. Geborene Führungskräfte sind die Ausnahme und das ist keinesfalls schlimm. Das Lernen von Führungswissen und das Üben von Führungssituationen sind notwendig. Sie können ein fundiertes Betriebswirtschafts- und Fachwissen gut ergänzen, solange die Mindestanforderungen akzeptiert und weitgehend erfüllt sind. Dies beginnt schon bei der Auswahl der Nachwuchsführungskräfte. Tools zur Einschätzung der Führungskompetenz und -motivation sowie ein klar definierter Erwartungshorizont helfen, Fehlbesetzungen und damit Enttäuschung auf allen Seiten zu vermeiden.
Fazit
Eine gute Auswahl der richtigen F3 ist wichtig. Hierbei können Sie auf unsere langjährige Erfahrung und professionellen Methoden vertrauen. Wir helfen Ihnen, das Anforderungsprofil klar zu definieren und suchen dann mit Ihnen die optimalen Kandidaten für Ihre Führungsrollen aus.
Nach der Besetzung der F3-Stelle schließt sich eine umfassende Führungsqualifizierung an, die ganz auf ihre Erwartungen und ihr Geschäftsmodell angepasst wird. Hier lernen und üben die neuen F3ler, was sie im Alltag brauchen.
Auch für die nächsthöhere Führungskraft verändert sich etwas mit der Besetzung einer F3-Stelle. Auch sie benötigt Reflexion und Hilfestellung, um gemeinsam mit ihrer neuen Abteilungsleitung erfolgreiche und zufriedene Mitarbeitenden sicherzustellen.